Konzeption des „Arbeitskreis Mädchen in
den Städten Leer und Papenburg und im Landkreis Leer“
Leer im Januar 1994
überarbeitet im November 1999
letzte Aktualisierung März 2007
letzte Aktualisierung November 2018
überarbeitet im Februar 2025 (Download mit Fußnoten oben verfügbar)
Arbeitskreis Mädchen* (AKM) in den Städten Leer und Papenburg
und im Landkreis Leer
1. Einleitung
„6. Die Geschlechtszugehörigkeit bestimmt in der Bundesrepublik nach wie vor die Lebenslagen von Mädchen und Jungen, von Frauen und Männern und zwar in Form einer Geschlechterhierarchie. Obwohl die Gleichberechtigung der Geschlechter in vielen Bereichen große Fortschritte gemacht hat, bleiben viele Forderungen, die bereits 1984 im Sechsten Jugendbericht erhoben wurden, nach wie vor unerfüllt, z. B. auch in der Kinder- und Jugendhilfe, in der geschlechtsgerechte Ansätze, Maßnahmen und Projekte für Mädchen und Jungen stärker gefördert werden müssen.“[1]
„Bei der Ausgestaltung der Leistungen und Erfüllung der Aufgaben sind 3. die unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen, Jungen sowie transidenten, nichtbinären und intergeschlechtlichen jungen Menschen zu berücksichtigen, Benachteiligungen abzubauen und die Gleichberechtigung der Geschlechter zu fördern,“[2]
2. Historische Entwicklung der Mädchenarbeit und rechtliche Grundlagen
„Geschlechterverhältnisse sind zu einem relevanten Thema in den Sozialwissenschaften geworden und die Ergebnisse von Theorie und Empirie haben Einfluss auf die gesellschaftliche Realität genommen. Zurückzuführen ist diese Entwicklung unter anderem auf die Frauenbewegung der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts […].“[3] Die Frauenbewegung forderte und förderte eine kritische Reflektion der ungleichen Lebenslagen von Frauen und Männern in unserer Gesellschaft.
Die Bundesregierung hat auf den sechsten Jugendhilfebericht (1984) mit einer Stellungnahme reagiert.
„Der Sachverständigenbericht betont zu Recht, daß ‚die Lebensumstände der Frauen faktisch und leitbildartig für die heranwachsende Mädchengeneration Lebensperspektiven eröffnen oder auch nicht.‘ […] Der Sachverständigenbericht ist durch einen pessimistischen Grundtenor gekennzeichnet, der von der Bundesregierung so nicht geteilt wird. Die Bundesregierung verweist auf erfreuliche Entwicklungen der letzten Jahrzehnte z.B.:
- Immer mehr Frauen erwerben eine berufliche Ausbildung und arbeiten in Berufen, die früher Männern vorbehalten waren […].
- Gerade in der jüngeren Generation ist eine wachsende Bereitschaft zur gleichberechtigten und partnerschaftlichen Arbeitsteilung in Familie und Beruf feststellbar […].
- In der Jugendarbeit haben die Mädchen aufgeholt und sich bessere Entfaltungschancen erkämpft […].
- Auch das arbeitsrechtliche EG-Anpassungsgesetz hat die Situation von Mädchen und Frauen im Beruf verbessert […].
- Das Erste Gesetz zur Reform des Ehe- und Familienrechts hat die volle Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Ehe verwirklicht […].
- Die Lage alleinstehender Mütter wurde verbessert, z. B. durch die in §§ 51 und 52 des Gesetzes für Jugendwohlfahrt eingefügten Beratungspflichten des Jugendamtes.
Dies sind nur wenige Beispiele. Die Bundesregierung weist auf diese Fortschritte nicht deshalb hin, um nach wie vor bestehende Ungerechtigkeiten zu verharmlosen, sondern um den Mädchen und jungen Frauen Mut zu machen und sie zum Handeln zu motivieren. Verhältnisse, die sich über Generationen, ja Jahrhunderte festgesetzt haben, kann man nicht in kurzer Zeit verändern. Sie sind aber auch nicht von steinerner Unbeweglichkeit. Gerade die genannten Erfahrungen belegen, dass mit Anstrengung, mit Augenmaß und längerem Atem Verbesserungen erreichbar sind.“[4]
„Seit den 90er Jahren […] ist zunehmend zu konstatieren, dass ‚im Zuge des Paradigmenwechsels in der Frauen- und Geschlechterforschung die Kategorie Geschlecht selbstkritisch betrachtet und die Differenz zwischen den Geschlechtern als naturalisierte Klassifikation einer Zweigeschlechtlichkeit infrage gestellt wurde.‘ (Meyer 2002). Geschlecht wird zunehmend als eine soziale und kulturelle Konstruktion verstanden, als ‚doing gender‘. Man ‚hat‘ nicht ein Geschlecht, sondern man verhält sich entsprechend.“[5]
Die Geschlechterfrage kam in der Kinder- und Jugendhilfe auf die Tagesordnung und „engagierte Frauen nahmen die Jugendhilfeplanung geschlechtstypisch in den Blick (vgl. Bitzan 2002; Bohn 2002), führten die Qualitätsdebatte in Hinblick auf die Mädchenarbeit (vgl. Landesarbeitsgemeinschaft Mädchenarbeit NRW 1999; Chwalek 2002), 20 Mädchenhäuser mit unterschiedlich verwirklichten Bausteinen – offenes Angebot, Beratung, Zufluchtsstätte und Wohnmöglichkeit – entstanden in der BRD als Antwort auf die enttabuisierte Frage der sexuellen Gewalt (vgl. Kuhne 2002). Autonome Mädchenprojekte in der Jugendarbeit, Mädchentreffs, -zentren und -cafés, geschlechtstypische Ansätze in der Jugendverbandsarbeit (vgl. Kreft 2002), der Jugendkulturarbeit (vgl. Bockhorst 1993; Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung e.V. 2000) und der Jugendsozialarbeit (vgl. Paar 2002) sind zwar nicht zur Regel geworden, lassen aber für die Zukunft hoffen. Einzelne Projekte zur Geschlechterfrage mit Blick auf neue Medien und Technologien, aber auch hinsichtlich der Zielgruppen lesbischer Mädchen, behinderter Mädchen sowie Mädchen mit Migrationshintergrund (vgl. Özlem Otyakmaz u. a. 2002) entstanden, meist in Form von Modellprojekten, selten als Regelförderung. Der 1999 erfolgte Zusammenschluss der Landesarbeitsgemeinschaften Mädchenarbeit zur Bundesarbeitsgemeinschaft Mädchenarbeit zeigt den üblichen Organisationsnachbau innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe, um sich Gehör und Ressourcen zu verschaffen (vgl. Graff 2002).“[6]
„Gender Mainstreaming […] kann dazu beitragen, bisherige Mädchen- und Frauenförderung zu erweitern, um gleiche Teilhabe an gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Prozessen zu ermöglichen. Deshalb sollen in allen Entscheidungsprozessen alle Akteure auf allen Ebenen eine differenzierte Sichtweise von Geschlecht unter Beweis stellen. Haben bislang vereinzelt engagierte Fachfrauen in einzelnen Ansätzen und Projekten förderpolitisch Einfluss genommen, so soll künftig diese Sichtweise für alle handlungsleitend sein. […] Seit der 4. Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking ist dieser Ansatz für die Arbeit der Vereinten Nationen bestimmend, was sich auch in einem Beschluss vom 23. Juni 1999 des Bundeskabinetts widerspiegelt. In diesem Beschluss wurde die Gleichstellung von Frauen und Männern als durchgängiges Leitprinzip anerkannt und mit Bezug auf Artikel 2 und Artikel 3 Abs. 2 des Amsterdamer Vertrags als Querschnittsaufgabe unter dem Begriff ‚gender mainstreaming‘ als förderungsrelevant deklariert.“ [7]
„Gender Mainstreaming ist seit Januar 2001 als allgemeiner Grundsatz in den Richtlinien des Kinder- und Jugendplans (KJP) verankert: ‚Der Kinder- und Jugendplan soll darauf hinwirken, dass die Gleichstellung von Mädchen und Jungen als durchgängiges Leitprinzip gefördert wird‘ [..] ‚Die Berücksichtigung der spezifischen Belange von Mädchen und Jungen als auch jungen Frauen und Männern zur Verbesserung ihrer Lebenslagen sowie der Abbau geschlechtsspezifischer Benachteiligungen muss bei allen Maßnahmen besonders beachtet werden.‘ Der ‚Nationale Aktionsplan – für ein kindergerechtes Deutschland‘ (2005 – 2010) betont: ‚Die Bundesregierung wird insbesondere durch qualitative Maßnahmen der sozialen Eingliederung, durch die Beachtung des Gleichberechtigungsansatzes bei Planung und Durchführung aller Maßnahmen (Gender Main-streaming) und spezifische Projekte gegen geschlechtsspezifische Diskriminierung ihre Anstrengungen zu vermehrter Geschlechtergerechtigkeit und aktiver Beteiligung von Mädchen (Empowerment) verstärken.‘“[8]
Als weiteren Aspekt „[…] sollte immer bedacht werden, dass die Gruppe der Jugendlichen [Mädchen und junge Frauen] nicht nur durch das Geschlecht, sondern auch durch unterschiedliche kulturelle Verwurzelung, Migration, Bildung, Behinderung etc. sozial strukturiert ist und ihr Aufwachsen in Deutschland dementsprechend von unterschiedlichen Vorteilen oder Benachteiligungen gekennzeichnet ist.“[9]
Der [10] Ein intersektionaler Ansatz zeigt, wie sich soziale Identitäten von Menschen überlappen. Dabei sammeln sich diskriminierende Erfahrungen an und verstärken sich. „Wir neigen dazu, über Ungleichheit aufgrund von Rassifizierung zu sprechen, als sei sie getrennt von Ungleichheit aufgrund von Geschlecht, Gesellschaftsschicht, Sexualität oder Einwanderungsgeschichte. Was dabei fehlt, ist das Verständnis, dass manche Menschen all diesen Ungleichheiten ausgesetzt sind. ‚Die Erfahrung dieser Menschen ist nicht einfach die Summe ihrer Teile‘, sagt Crenshaw. Ein intersektionaler Feminismus konzentriert sich auf die Stimmen derjenigen, die überlappende, gleichzeitige Formen der Unterdrückung erleben, um die Tiefen der Ungleichheiten und die Beziehungen zwischen ihnen in jedem Kontext zu begreifen.“[11]
3. Der Arbeitskreis Mädchen* in den Städten Leer und Papenburg und im Landkreis Leer
Am 18.08.1992 gründete sich der Arbeitskreis Mädchen in der Stadt und im Landkreis Leer.
Zum ersten Treffen wurden alle Organisationen und Institutionen eingeladen, die mit Mädchenarbeit konfrontiert waren oder Interesse an der Arbeit hatten.
Elf Organisationen mit fünfzehn Fachkräften waren während dieser Startphase vertreten. Mitglieder waren die Frauenbeauftragte der Stadt Leer, die Sozialarbeiterin des Kinder- und Jugendtreffs Moormerland-Siedlung der Stadt Leer, Sozialarbeiterinnen der Jugendpflege der Gemeinde Moormerland, eine Fachkraft des Katholischen Jugendbüros Ostfriesland, eine Fachkraft des Evangelisch-lutherischen Kreisjugenddienstes Leer sowie eine Fachkraft des Evangelisch-reformierten Jugendbüros.
Der Arbeitskreis bildete sich mit der Absicht, parteiliche Mädchenarbeit zu einem festen Bestandteil der Jugendarbeit im Landkreis Leer zu entwickeln. Durch Vernetzung der mit unterschiedlichen Schwerpunkten in der Kinder- und Jugendarbeit tätigen Frauen wurde und wird eine ganzheitliche Förderung und Institutionalisierung der Mädchenarbeit angestrebt.
Der Arbeitskreis Mädchen* vertritt seit Beginn die Überzeugung, dass Mädchenarbeit kein reines Zusatzangebot in der Jugendarbeit sein sollte, sondern eine Querschnittsaufgabe darstellt, die auch immer eine politische Dimension hat. Ausgesprochenes Ziel ist es, Geschlechterhierarchien in der Jugendarbeit abzubauen. Es geht um die Wahrnehmung der Lebenswelt von Mädchen* und jungen Frauen* sowie um die Schaffung von Entwicklungs- und Orientierungsräumen, auch um der Überbetonung männlicher Perspektiven entgegenzutreten.
Seit dem Jahr 2004 ist die Stadt Papenburg ebenfalls aktives Mitglied. So entstand der Name Arbeitskreis Mädchen in den Städten Leer und Papenburg und im Landkreis Leer. Das Gender Sternchen* im Namen hat der Arbeitskreis mit der Überarbeitung dieses Konzeptes im Jahr 2024 eingeführt. Aktuell sind folgende weibliche Fachfrauen im Arbeitskreis vernetzt:
- die Beauftragte für Jugendsachen der Polizeiinspektion Leer/Emden
- die Präventionsfachkräfte aus den Gemeinden Jümme, Moormerland, Rhauderfehn, Uplengen, Westoverledingen sowie der Stadt Weener
- die Kreisjugendpflegerin des Landkreises Leer
- die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Leer
- zwei Sozialarbeiterinnen der Kinder- und Jugendpflege der Stadt Leer
- die Gleichstellungsbeauftragte und Jugendpflegerin der Gemeinde Westoverledingen
- die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Papenburg
- eine Sozialarbeiterin im Anerkennungsjahr des Jugendhaus Moormerland
4. Definition und Ziele parteilicher Mädchen*arbeit
Der Arbeitskreis Mädchen* in den Städten Leer und Papenburg und im Landkreis Leer arbeitet nach dem Prinzip der Parteilichkeit. Parteiliche Mädchen*arbeit ist als Lobbyarbeit anzusehen.
„‘Gemeint ist eine solidarische Grundhaltung, die Frauen und Mädchen ernstnimmt, ihnen Glauben schenkt, ihre Interessen als eigenständige und eigenlegitimierte akzeptiert und gezielt in den Vordergrund stellt. Parteilichkeit bedeutet, aufzuhören mit der Funktionalisierung von Frauen für die Interessen anderer und ihr Schicksal mit dem eigenen (als Frau) in Verbindung zu bringen. Parteilichkeit ist die bewusste Entscheidung, sich auf Frauen zu beziehen.‘(Bitzan/Klöck 1993,S.196)“[12]
Parteilichkeit heißt für uns, Mädchen* in ihrem Ist-Zustand vorurteilsfrei anzunehmen.
„Unter Mädchen*arbeit verstehen wir daraus folgend pädagogische Arbeit, die Mädchen* und junge Frauen* bei der Entwicklung von Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein unterstützt und die aktiv dazu beiträgt, individuelle und gesellschaftliche Benachteiligungen abzubauen.
Mädchen*arbeit schafft Räume, in denen Erfahrungen von Selbstwirksamkeit für Mädchen* und junge Frauen* erlebbar gemacht werden können. […] Hierbei ist weniger die einzelne didaktische Methode des pädagogischen Angebots ausschlaggebend, sondern vielmehr die antidiskriminierende und geschlechterreflektierte Haltung der jeweiligen Pädagogin. Kreative Methoden, Möglichkeiten der Partizipation und (politischer) Teilhabe sowie Gesprächsangebote im Alltag können Gelegenheiten schaffen, um mit Mädchen* über Bedürfnisse, Lebenslagen sowie gesellschaftliche Unterdrückungsverhältnisse ins Gespräch zu kommen und ihnen die Möglichkeit bieten, ihre Anliegen nach außen zu tragen. Auch die Verfügbarkeit bzw. der Einsatz von Medien (z.B. Bücher, Plakate, Magazine, Sticker, Musik, Serien, Social-Media-Formate), in denen vielfältige, starke und mutige Vorbilder für Mädchen* dargestellt sind, ist ein wichtiger Bestandteil.“ [13]
5. Ziele und Aufgaben des Arbeitskreis Mädchen*
5.1 Zielgruppe
Der Arbeitskreis Mädchen setzt sich für Mädchen* und junge Frauen* aus den Städten Leer und Papenburg und dem Landkreis Leer ein.
Durch die Arbeit des Arbeitskreises Mädchen* sollen Gesellschaft, Politik, Verwaltung, Sorgeberechtigte, Fachkräfte und weitere Bezugspersonen sensibilisiert werden.
5.2 Ziele des AKM
- Parteiliche Mädchen*arbeit
- Empowerment
- Befähigung der Mädchen zur Entwicklung einer eigenen Identität
- Sensibilisierung für die Benachteiligung und Diskriminierung von Mädchen* und Frauen* und Hinwirkung auf eine gleichberechtigte Teilhabe aller
- Unterstützende Begleitung bei von der gesellschaftlich heteronormativen Idealvorstellung abweichenden Lebensentwürfen
- Schaffung von vorurteilsfreien Räumen für Mädchen*, in denen sie in ihrer Peer-Group sein können, um ihre Stärken und Fähigkeiten zu entdecken, weiterzuentwickeln und neue Erfahrungen zu machen
- Befähigung der Mädchen, ihren individuellen Lebensweg zu finden
- Ermutigung, persönliche Interessen und Bedürfnisse wahrzunehmen, zu artikulieren und nach Wegen zur Umsetzung zu suchen
5.3 Aufgaben und Inhalte unserer Arbeit
5.3.1 Gesundheit
Eine wichtige Voraussetzung für ein aktives und selbstbestimmtes Leben ist die eigene Gesundheit. Das Wohlbefinden von Mädchen* zu stützen und deren gesundheits-bewusstes Verhalten zu fördern, bleibt deshalb eine dringliche Aufgabe. Während dieser Handlungsbedarf der Gesundheitsförderung prinzipiell auch gegenüber Jungen* besteht, verdient er bei Mädchen besondere Beachtung, da sie vermehrt Schwierigkeiten haben, ihren Körper zu akzeptieren.
5.3.2 Bedeutsame Beziehungen
Für die Entwicklung von Mädchen ist von außerordentlicher Bedeutung, dass sie sich in der Kindheit in ihrer Nahumwelt geborgen fühlen und nach und nach Gelegenheit erhalten, sich ihre Umgebung auch selbstständig zu erobern, um sich allmählich vom Elternhaus abzulösen. In diesem Prozess spielen pädagogisch betreute, unentgeltlich verfügbare Freizeiteinrichtungen neben der Schule eine große Rolle. Die Attraktivität ihrer Angebote auch für Mädchen und deren gute Erreichbarkeit sind wichtig, um Mädchen nicht allein den Medien und den eher zufälligen Begegnungen und Beschäftigungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum zu überlassen.
5.3.3 Teilhabe und Zugang
Alle in Deutschland lebenden Kinder und Jugendlichen haben ein Recht auf umfassende Teilhabe an und ungehinderten Zugang zu den sozialen, ökonomischen, ökologischen und kulturellen Ressourcen der Gesellschaft. Die Einlösung dieses Rechtes ist Aufgabe und sollte Ziel aller Politik- und gesellschaftlichen Bereiche in Deutschland sein.
5.3.4 Anerkennung des Anderen
„Angesichts der zunehmenden Ausdifferenzierung der deutschen Gesellschaft ist eine Politik erforderlich, die sich auf den Grundsatz der Anerkennung kultureller und sprachlicher Vielfalt stützt. Vor diesem Hintergrund fordert die Kommission, die Schaffung der rechtlichen und tatsächlichen Voraussetzungen für die gleichberechtigte Teilhabe an allen Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe. Dies gilt insbesondere für den Abbau von sozialer Ungleichheit, die auf Migration, regionalen Disparitäten und Geschlechtszugehörigkeit beruht.“[14]
6. Struktur und Organisationsform
Mitglied werden können alle Organisationen aus der Stadt und dem LK Leer sowie der Stadt Papenburg, deren Vertreterinnen als Fachkräfte mit und für Mädchen* und jungen Frauen* arbeiten.
6.1 Arbeitsform
Alle Vertreterinnen arbeiten gleichberechtigt miteinander. Beschlüsse der teilnehmenden Anwesenden werden mit einfacher Mehrheit getroffen. Die Sitzungen des Arbeitskreises finden regelmäßig statt.
6.2 Internetpräsenz und Social Media
https://www.arbeitskreis-maedchen-leer.de/
https://www.facebook.com/AKMLeer/
https://www.instagram.com/arbeitskreis_maedchen/
7. Literaturverzeichnis
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Elfter Kinder- und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland, Berlin, Februar 2002, online verfügbar unter: www.bmfsfj.de (Zugriff am 08.11.2024).
Deutscher Bundestag (Hrsg.): Sechster Jugendbericht. Verbesserung der Chancengleichheit von Mädchen in der Bundesrepublik Deutschland. Stellungnahme der Bundesregierung zum Sechsten Jugendbericht, 10. Wahlperiode, Drucksache 10/1007, Berlin, 15.02.1984, online verfügbar unter: https://www.bmfsfj.de/resource/blob/163076/cce533bae5235f60e5d6427811e09946/sechster-jugendbericht-data.pdf (Zugriff am 07.11.2024).
Tremel, Inken / Cornelißen, Waltraud: Mädchen und junge Frauen in Deutschland. Lebenssituationen – Problembereiche – Maßnahmen, Deutsches Jugendinstitut e.V., München, 31.01.2007, online verfügbar unter: https://www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs/Maedchenbericht.pdf (Zugriff am 08.11.2024).
UN Women Deutschland: Intersektionaler Feminismus, online verfügbar unter: https://unwomen.de/intersektionalerfeminismus/ (Zugriff am 05.11.2024).
Arbeitskreis Parteiliche Mädchenarbeit im Landkreis Darmstadt-Dieburg (Hrsg.): Konzeption für die Parteiliche Mädchenarbeit der Kommunen im Landkreis Darmstadt-Dieburg, September 2012, unter Bezug auf: Bitzan/Klöck 1993, S. 196, online verfügbar unter: https://www.maedchen-in-hessen.de/fileadmin/maedchen_in_hessen/Dokumente/AKPM_Konzeption_Stand_02-2014.pdf (Zugriff am 09.11.2024).
LAG Mädchenpolitik Baden-Württemberg e.V. (Hrsg.): Mädchenarbeit. Fachliche Einordnung und aktuelle Diskurse, Stuttgart, Februar 2021, online verfügbar unter: https://www.lag-maedchenpolitik-bw.de/lag/lag-maedchenpolitik/Publikationen/Kompaktwissen-Maedchen_arbeit_klein.pdf (Zugriff am 08.11.2024).
§ 9 Abs. 3 SGB VIII – Achtes Buch Sozialgesetzbuch – Kinder- und Jugendhilfe, Fassung vom 03.06.2021 (BGBl. I S. 1444), in Kraft getreten am 10.06.2021, online verfügbar unter: https://dejure.org/gesetze/SGB_VIII/9.html (Zugriff am 08.11.2024).
8. Legende – Fachbegriffe, Fremdworte
- Disparität:
Der Ausdruck Disparität (adjektivisch disparat, von lateinisch disparatum = ‚abgesondert', ‚getrennt') bezeichnet ein Nebeneinander von Ungleichem. Übersetzen lässt er sich mit Verschiedenheit oder Anderssein.
- durchdeklinieren:
In vollem Umfang berücksichtigen, ausschöpfen; sich mit etwas gründlich auseinandersetzen.
- Empirie:
Aus wissenschaftlicher Erfahrung gewonnenes Wissen; Erfahrungswissen.
- Empowerment:
Umfasst Strategien und Maßnahmen, die Menschen dabei helfen, ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zu führen.
- Gender Mainstreaming:
Vorgehen, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen* und Männern* von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt.
- heteronormativ:
Beschreibt eine Weltanschauung und ein gesellschaftliches Wertesystem, das nur zwei Geschlechter (männlich und weiblich) und heterosexuelle Beziehungen (ein Mann und eine Frau) zwischen diesen Geschlechtern anerkennt und als normal ansieht.
- intersektional:
Ist ein Begriff, der das Zusammenwirken mehrerer Unterdrückungsmechanismen beschreibt. Er wird sowohl in der wissenschaftlichen Forschung als auch in pädagogischen, bildungspolitischen und aktivistischen Zusammenhängen benutzt.
- Rassifizierung:
Abgeleitet von Rasse. Meint die Kategorisierung von vermeintlichen Merkmalen einer Menschengruppe als für diese wesenhaft oder identitär. Rassifizierung beschreibt somit gesellschaftliche Prozesse (process of racialization), die „Rasse“ und „Ethnizität“ konstruieren.
- sozialisatorisch:
Entwicklung und Hineinwachsen eines Menschen in die Gesellschaft durch die Anpassung an gesellschaftliche Denk- und Gefühlsmuster sowie durch Verinnerlichung dieser Normen.
- transident:
Abgeleitet vom Lateinischen idem ,derselbe‘ ,der gleiche‘, bezeichnet transident, dass die Geschlechtsidentität eines Menschen nicht oder nicht vollständig mit dem in der Regel anhand äußerer Merkmale vor oder unmittelbar
[1] Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ): 11. Kinder- und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland, Berlin 2002, S. 52.
[2] Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII) – Kinder- und Jugendhilfe – Artikel 1 des Gesetzes vom 26. Juni 1990 (BGBl. I S. 1163), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 3. Juni 2021 (BGBl. I S. 1444), § 9.
[3] BMFSFJ: 11. Kinder- und Jugendbericht, Berlin 2002, S. 108.
[4] Deutscher Bundestag: Unterrichtung durch die Bundesregierung – Verbesserung der Chancengleichheit von Mädchen in der Bundesrepublik Deutschland. Stellungnahme der Bundesregierung zum Sechsten Jugendbericht, 10. Wahlperiode, Drucksache 10/1007 vom 15. Februar 1984, Sachgebiet 2162, S. III.
[5] BMFSFJ: 11. Kinder- und Jugendbericht, Berlin 2002, S. 108.
[6] Ebd., S. 111.
[7] Ebd. S., 112-113.
[8] Inken Tremel / Waltraud Cornelißen: Mädchen und junge Frauen in Deutschland. Lebenssituationen – Problembereiche – Maßnahmen, München: Deutsches Jugendinstitut e.V., 31. Januar 2007, S. 5.
[9] Ebd., S. 6.
[10] UN Women Deutschland: Intersektionaler Feminismus. Online unter: https://unwomen.de/intersektionaler-feminismus/ [zugegriffen am 25. April 2025].
[11] Ebd.
[12] Arbeitskreis Parteiliche Mädchenarbeit im Landkreis Darmstadt-Dieburg (Hrsg.): Konzeption für die Parteiliche Mädchenarbeit der Kommunen im Landkreis Darmstadt-Dieburg, Stand: September 2012, S. 6.
[13] LAG Mädchenpolitik Baden-Württemberg e.V. (Hrsg.): Mädchenarbeit. Fachliche Einordnung & Aktuelle Diskurse, Text: Jessica Wagner, Gestaltung: www.slide-by-slide.de, Illustrationen: ©adobestock.com, Stuttgart, Februar 2021, S. 6-7.
[14] BMFSFJ: 11. Kinder- und Jugendbericht, Berlin 2002, S. 261.